Warsteiner Pilsener

Warsteiner Pilsener

von: Bierblog

erstellt am: 24.11.2022

Zu Warsteiner Pilsener habe ich eine ambivalente Beziehung. Immerhin war es mein erstes Bier überhaupt, bescherte mir den ersten Rausch und auch den ersten Kater. Inzwischen steht die “Königin unter den Bieren” für mich in einer Reihe mit vielen anderen Industrie-Pilsenern und hat daher auch an Ansehen bei mir eingebüßt. Ich hatte schon vor über 10 Jahren das Gefühl, dass das Bier stark nachgelassen hat. Mal schauen, wie es heute ist. Die Dose kündigt jedenfalls einen mild-hopfigen Inhalt an und die Website der Brauerei ist auch absolut überzeugt vom eigenen Premiumprodukt:

Zugegeben: Wir sind schon ziemlich stolz auf unser Premium Pilsener. Kein Wunder, wir brauen ja schon seit über 265 Jahren. Warum es so erfrischend anders schmeckt? Das muss wohl an dem weichen Brauwasser, Hallertauer Hopfen und dem feinsten Sommergerstenmalz liegen.

Weiches Brauwasser eignet sich natürlich gut für ein Pils, aber Hallertauer Hopfen gehört ja auch nicht zum Pils-Originalrezept! Ich bin also gespannt. Wenn es so ungefähr mit dem Braumeister oder Brewers Gold mithalten kann, würde es ja schon einige andere Biere derselben Sparte klar hinter sich lassen.

Warsteiner Pilsener

Farbe: Wie schon die Dose versprach: Eiskalt filtriert. Klar wie ein Gebirgsbach, nur mit anderer Farbe. Goldgelb ist die nämlich und an dieser Stelle lässt sich nichts kritisieren. Schön anzusehen sind auch die aufsteigenden Kohlensäureperlen. Fand ich als Kind schon faszinierend.

Geruch: Natürlich dominiert das Malz im Duft, hier allerdings eher getreidig als süß. Was auch mitschwingt, ist ein dezent muffiger Geruch (kein Gestank!), der definitiv nicht vom Hallertauer Hopfen stammt. Letzteren rieche ich übrigens noch gar nicht heraus.

Schaum: Die Schaumkrone macht definitiv was her. Feinporig und für ein Pils erstaunlich stabil. Gut, natürlich weiß ich nicht, ob die Brauerei nicht irgendwelche Schaumstabilisatoren einsetzt, aber grundsätzlich sieht das im Glas erstmal alles gut aus.

Einstieg: Roch nicht so, dafür geht es geschmacklich aber ziemlich süß los. Beinahe zu süß. Die Kohlensäure schwächer als erwartet. Das sorgt für ein insgesamt weiches Mundgefühl im Antrunk. Ein Pils der eher leichten Sorte, die getreidigen Komponenten der Sommergerste lassen sich bereits erahnen.

Auf der Zunge: Es wird nun einerseits feinherber, wodurch die Süße etwas zurückweicht, was für ein Pils schon in Ordnung ist. Andererseits besitzt das Bier auch eine gewisse Säuerlichkeit, die ich nicht einzuordnen weiß. Absicht oder Fehlaroma? So richtig stören tut sie nicht, aber sie fügt dem Gerstensaft auch nichts hinzu. Das Getreidearoma kommt mehr zur Geltung und zeigt so ein bisschen in Richtung Münchner Hell ohne die gleiche Vollmundigkeit zu erreichen. So wässrig, wie viele andere Industrie-Pilsener, präsentiert sich das Warsteiner jedoch nicht. Hier ist durchaus ein gewisser Malzkörper vorhanden und auch die Gesamtkomposition ist nicht völlig ohne Ecken und Kanten, richtig überzeugen kann es mich trotzdem nicht, da ist etwas, das mich stört.

Abgang: Und dieses Etwas kommt im Abtrunk noch etwas mehr zur Geltung. Zwar nur eine Spur bitterer, allerdings so ein bisschen wie Gebirgskräuter. Jetzt würde mich mal die Hallertauer Sorte interessieren, die dafür verwendet wurde. Auch die Säuerlichkeit nimmt zu und stört mich jetzt doch ein wenig. Nicht so süffig wie es sein könnte.

Fazit: Tatsächlich ist das Warsteiner vergleichsweise mild, wird auch nie wirklich unangenehm bitter oder wässrig. Dennoch gibt es andere Faktoren, die mich nicht so richtig abholen können. Kein wirklich schlechtes Bier, aber auch kein so richtig gutes. So schneidet die Königin dann auch knapp unterhalb ihrer Schwestern ab. 5,5/10.

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