Heimathafen Erfurter Urbier

Heimathafen Erfurter Urbier

von: Bierblog

erstellt am: 07.01.2022

Ein Bier aus der Erfurter Braumanufaktur “Heimathafen” vom Typ “Urbier”. Urbier kann vieles heißen, viele Brauereien scheinen den Namen nicht als Bierart zu verwenden, sondern eher zu Marketingzwecken. Andere assoziieren mit diesem Begriff uralte Biere, z.B. von den Sumerern. Wie steht es hier?

Obergärig, dunkel, malzig, gebraut nach einem originalen Erfurter Schlunz Rezept von 1824. Natürlich unfiltriert, gebraut von Hand im Erfurter Zughafen.

Hier haben wir also auch ein älteres Rezept aus einer Zeit, in der das obergärige Bier noch die Standardvariante war. Schauen wir mal, was dabei herausgekommen ist.

Heimathafen Erfurter Urbier

Farbe: Ungefähr so wie eine Kastanie, ein recht dunkles Rotbraun, undurchdringlich, da naturtrüb.

Geruch: Riecht hefig, aber nicht unbedingt fruchtig-hefig, wie z.B. ein dunkles Hefeweizen. Der Geruch erinnert mich eher an eine Mischung aus Schokolade und Lakritze, da bin ich schon auf den Geschmack gespannt.

Schaum: Mehr Schaum als alles andere. Nicht ungewöhnlich für obergärige Biere, aber Mensch, das hier ist schon enorm viel. Dafür ist der Schaum nicht lange stabil, sondern löst sich, grobporig wie er ist (zumindest außen), relativ schnell wieder auf. Dachte ich…bis ich zum zweiten Mal eingoss und sich eine unerhörte Stabilität zeigte. Interessantes Gebaren an dieser Stelle.

Einstieg: Eine Mischung aus feinherb und karamellig-süß, wobei Letzteres überwiegt. Röst- und Caramalze streiten hier um die geschmackliche Vorherrschaft. Ein sanftes Prickeln stößt dazu, ändert aber nichts am Charakter des Bieres, der hier fast ausschließlich durch das Malz bestimmt wird. Da ist ein bisschen Würze und etwas Bitterkeit vom Hopfen, aber nur seicht. Die Hefe ist auch da, wirkt jedoch für ein obergäriges Bier relativ neutral. Vielleicht eine Ale-Hefe?

Auf der Zunge: So setzt es sich dann auch fort, wobei die Süße abnimmt und die Lakritze, die ich im Duft wahrgenommen hatte, mehr Präsenz zeigt. Schokoladig ist es nicht, aber immer noch malzig, nur, dass jetzt die Getreidekomponenten mehr zur Geltung kommen dürfen. Schaumiger, öliger Körper, wobei die Kohlensäure das ein wenig abschwächt. Ist natürlich kein Bier der Marke Durstlöscher, doch erfrischend finde ich es - trotz der intensiven Röstaromen, die letzten Endes trotzdem keine hundertprozentige Vollmundigkeit herstellen können, denn dazu hätte es noch mehr Schwarzbrot sein dürfen/müssen.

Abgang: Es wird nicht mehr bitterer - das ist gut, aber die Lakritze bleibt etwas kratzig im Hals hängen - das gefällt mir nicht so sehr. Kein so süffiges Bier, aufgrund dieser störenden Elemente.

Fazit: Ein Bier für echte Haudegen von 1824? Ich denke auch heutzutage gibt es genug Genießer, die diesem Bier viel abgewinnen können, mehr jedenfalls als ich. Ein schlechtes Bier ist es keinesfalls, nur einfach nicht so mein Typ. Wird man ja mal sagen dürfen. Handwerklich trotzdem gut gemacht und ganz sicher ein guter Aperitif. 7/10.

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